Tourismusmagnet statt Tagebau - Politische Wanderung mit Nicole Gohlke, MdB am Steinberger See

Florian Fischer

Am Sonntagnachmittag konnten wir zu unserem offiziellen Wahlkampfauftakt die bayerische Spitzenkandidatin Nicole Gohlke zu einer politischen Wanderung rund um den Steinberger See begrüßen. Mit dabei waren außerdem unser Direktkandidat Manfred Preischl und unsere Schwandorfer Kreisrätin und Ko-Sprecherin Eva Kappl, die uns spannende und kurzweilige Fakten zur Geschichte des Steinberger Sees und Wackersdorf erzählen konnte.

Dass der Steinberger See selbst bei wolkenbedecktem Himmel ein Naherholungsidyll ist steht außer Zweifel. Mit ungläubig geweiteten Augen sieht man ihn jedoch, wenn man erfährt, dass seit dem Beginn der Renaturierung keine vierzig Jahre vergangen sind. Aus dem einstmals zweitgrößten Tagebau Deutschlands, der bis zuletzt ein Kraftwerk in Schwandorf mit Braunkohle belieferte und damit ein wichtiger Energielieferant und wirtschaftlicher Faktor für die Region war, wurde das Oberpfälzer Seenland. Spitzenkandidatin Nicole Gohlke bekräftigte an dieser Stelle nochmals die Position der Linken, den vollständigen Kohleausstieg bis 2030 abzuschließen und damit acht wertvolle Jahre früher, als von der aktuellen Regierung geplant. Wackersdorf ist ein leuchtendes Beispiel dafür, dass der Kohleausstieg keinesfalls zu einer Verarmung der Region führt, sondern vielmehr zu einer merklichen Verbesserung der Lebensqualität.

Beim Thema Energiepolitik angekommen hat Wackersdorf eine weitere historische Bedeutung. 1985 fiel unter Franz Josef Strauß (CSU) die Entscheidung, dort eine Wiederaufbereitungsanlage (kurz WAA) zu bauen. Was zunächst optimistisch als Arbeitsplatzgarant gesehen wurde, schlug bald in Skepsis bzgl. der Strahlungssicherheit der Atom-Technologie um. Der damalige Landrat Hans Schuierer (SPD) schloss sich den Anti-WAA-Demonstrationen an. Nach vier Jahren erbittertem Widerstand, einschließlich der sog. “Pfingstschlacht”, bei welcher Demonstrierende auf 44 Wasserwerfer der Polizei trafen, wurde die WAA in Wackersdorf schließlich verworfen. Heute verleiht einem die Festnahme während der WAA-Demos den angesehenen Status eines oberpfälzer Patrioten. Direktkandidat Manfred Preischl erklärte, es könne für die Energiefrage nur eine Lösung geben: 100 % erneuerbare Energie. Es sei unverantwortlich, gefährlichen Atommüll zu produzieren, welcher über eine Million Jahre aufwändig gelagert werden müsse.

Trotz des trüben, wenngleich regenfreien, Wetters machte dieser Spaziergang Mut, dass der Kohleausstieg weniger problematisch ist, als uns die Union das weismachen will und dass wir uns auf unsere Oberpfälzer Mitbürger*innen verlassen können, wenn es um Atom- bzw. Anti-Atom-Politik geht.