Armut bei Frauen endlich beenden und die Pflege aufwerten
Fruchtbarer Austausch von VdK und Linke Cham zur Sozialpolitik
Auch in Deutschland sind Frauen immer noch benachteiligt. Ob im Beruf oder der Care-Arbeit, also der Aufteilung von Haushalt und Kindererziehung oder später in der Rente, Frauen arbeiten oft mehr, werden aber schlechter bezahlt und leiden im Alter eher unter Altersarmut. Warum dies so ist und mit welchen Maßnahmen man dies verändern könnte, darüber tauschte sich die Kreisgruppe der Linken Cham mit Annemarie Mühlbauer, Vertreterin der Frauen vom Sozialverband VdK Bayern - Bezirk Oberpfalz am Mittwochabend im Hotel am Regenbogen aus.
Anlass war die von der Landesfrauenkonferenz des VdK beschlossene Resolution „Frauen in Armut – unsichtbar im Alltag, übersehen in der Politik“, in der es auch viele Schnittpunkte mit Forderungen der Linken gibt. Mühlbauer erläuterte zu Beginn, dass in der Resolution festgestellt wird, dass 17,2 Prozent der Frauen in Bayern armutsgefährdet sind, und damit mehr Frauen als im Bundesdurchschnitt. Auch die Lohnungleichheit ist mit sieben Prozent bei gleicher Ausbildung, Berufserfahrung und Arbeit in Bayern besonders hoch. Die Rentenlücke im Alter beträgt zwischen Männer und Frauen sogar 34 Prozent.
Mühlbauer betonte, dass die Resolution einen besonderen Fokus auf alleinerziehende und ältere Frauen legt, weil diese stärker von Armut betroffen sind. Im Jahr 2021 waren 39 Prozent der Alleinerziehenden in Bayern armutsbedroht und 84 Prozent davon sind Frauen. Das liegt laut Mühlbauer an zu wenigen Betreuungsmöglichkeiten. Auch Die Linke setzt sich dafür ein, mehr Kita- und Hortplätze zu schaffen damit Alleinerziehende oder die in Familien meist in Teilzeit beschäftigten Frauen länger arbeiten können, ergänzt Christian Oberthür von der linken Kreisgruppe. Marian Janka, DGB-Kreisvorstandsmitglied und ebenfalls Linker, kritisierte die minimale Erhöhung des Mindestlohns gegen die Stimmen der Gewerkschaften und betonte, dass höhere Mindestlöhne und Tarifbindung helfen. Der VdK fordert hier 14 Euro, Die Linke 15 Euro. Beides wären Stundenlöhne, die ein Leben über der Armutsschwelle ermöglichen, auch im Alter. Laut Janka sind die Länder in der EU verpflichtet, für eine Tarifvertragsquote von 80 Prozent zu sorgen. Deutschland ist mit 41 Prozent in 2022 noch weit davon entfernt. Dabei sorgen Tarifverträge häufig für höhere Löhne und diese sind der beste Schutz gegen Altersarmut. Sowohl VdK als auch Die Linke fordern hier außerdem die Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent, die Einführung einer Mindestrente und die Aufwertung geringer Renten. Mühlbauer merkte an, dass es zumindest bei der Erwerbsminderungsrente Verbesserungen gab.
In der weiteren Diskussion ging es noch um die Pflege. VdK und Linke setzen sich sowohl für die zu Pflegenden ein als auch für die pflegenden Angehörigen und die Pflegekräfte. Erstere brauchen mehr Unterstützung. Laut Resolution fordert der VdK sogar einen Pflegelohn für die Angehörigen und Die Linke will, das Pflegezeiten in der Rente besser berücksichtigt werden. Und für die Pflegekräfte braucht es bessere Arbeitsbedingungen. Hier konnte Susanne Brey, selbst Pflegekraft und ebenfalls von der Linken, nur zustimmen. Die Zahl der zu Pflegenden in Bayern wird sich von aktuell 580.000 bis ins Jahr 2050 auf 1 Million erhöhen und 75 Prozent der Pflegebedürftigen werden aktuell noch zu Hause gepflegt. Bei diesen Zahlen waren sich alle einig, dass es hier noch besondere Anstrengungen und mehr Entlastung für die pflegenden Angehörigen bedarf, damit sich der Pflegenotstand auch im Landkreis Cham nicht weiter verschlimmert.