Veranstaltung: Femizide. Und warum die Popkultur ihre Verbündete ist.

Am Freitag veranstalten wir zusammen mit den Chamer Grünen anlässlich des Tags gegen Gewalt an Frauen eine Podiumsdiskussion zum Thema: "Femizide. Und warum die Popkultur ihre Verbündete ist." im Hotel am Regenbogen - Kolpinghaus Cham e.V..

Wir bedanken uns herzlich bei den Referentinnen Anna Schwamberger, MdL (Grüne), Sanne Kurz MdL (Grüne), Kathrin Flach Gomez (Landessprecherin, DIE LINKE), Sabine Ebert (SPD) und Silvia Irrgang (FW) für die spannende Diskussion zu diesem wichtigen Thema.

Ein Bericht zur Veranstaltung von von Franziska Schütz:
 

Cham. Im Rahmen des Internationalen Tages zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen am vergangenen Freitag boten die Kreisverbände der Grünen und LINKEN die Möglichkeit, an einer Podiumsdiskussion zum Thema „Femizide. Und warum die Popkultur ihre Verbündete ist.“ teilzunehmen. Dafür wurden Politikerinnen verschiedener Parteien ins Hotel am Regenbogen eingeladen: Die Grünen selbst wurden von der Moderatorin der Veranstaltung MdL Anna Schwamberger und MdL Sanne Kurz, Sprecherin für Kulturpolitik und Mitglied im Rundfunkrat, vertreten. Aus Nürnberg reiste die Stadträtin und Landessprecherin der LINKEN, Kathrin Flach Gomez, an. Mit Sabine Ebert von der SPD, Mitglied im Sprecher*innenkreis des Chamer Bündnisses gegen Rechts, und der Sozialpädagogin Silvia Irrgang von den Freien Wählern waren auch zwei Politikerinnen aus dem Landkreis Cham zu Gast.

Andrea Leitermann, Kreisvorsitzende der Grünen, betonte zu Beginn der Diskussion in ihrer Begrüßung, dass Gewalt gegen Frauen ein gesamtgesellschaftliches Problem sei, um das sich nicht nur eine Partei allein kümmern müsse. Jeden Tag versucht ein Mann in Deutschland, eine Frau zu töten, jeden dritten Tag gelingt ein solcher Versuch. In den Medien werde diese Tatsache aber oftmals verharmlosend dargestellt und Frauen eine Teilschuld zugesprochen, obwohl sie in diesen Fällen die Opfer sind.

Im Anschluss an Leitermanns einleitende Worte hielt jede Rednerin ein kurzes Anfangsstatement zum Thema, wobei schon deutlich wurde, dass alle Teilnehmerinnen der Meinung waren, dass in der Gesellschaft ein ganz konkretes Frauenbild vorherrscht, das sich durch die Widerspiegelung in den Medien nur noch mehr in den Köpfen der Menschen festsetzt. Zudem bestehe die größte Herausforderung für Frauen in Gewaltbeziehungen darin, nicht länger finanziell abhängig von ihren Partnern zu sein.

Sabine Ebert veranschaulichte die Situation mithilfe der sogenannten Gender-Pay-Gap: Frauen in Deutschland verdienten im Schnitt 18% weniger als Männer, was automatisch zu einer höheren Abhängigkeit führe. Sanne Kurz pflichtete ihr bei und erläuterte, dass Bayern die höchste Teilzeitquote habe, was die traditionellen Rollenklischees nur weiter verstärke. Silvia Irrgang kennt aufgrund jahrelanger Berufserfahrung die Sorgen Betroffener: Oftmals möchten Frauen ihre Familie nicht im Stich lassen, wenn sie beispielsweise in ein Frauenhaus flüchten. Dort dürfen Jungen, die älter als zwölf sind, nicht hin – dazu könnten auch ihre Söhne gehören.

Laut ihr müsse intensiver an neuen Schutzkonzepten gearbeitet werden, auch in Cham soll eine neue Schutzwohnung entstehen. Eine weitere Hürde sei außerdem die Wortwahl in den Medien: Meistens wird von „geschlagenen Frauen“ gesprochen, Gewalt gegen Frauen sei aber häufig auch psychischer Natur. Deswegen wüssten manche Frauen gar nicht, dass ihnen Gewalt widerfahre und sie Hilfsangebote in Anspruch nehmen könnten. Auch

Schwamberger kritisierte den medialen Umgang, denn Femizide würden in den meisten Fällen als „Familientragödien“ oder ähnliches bezeichnet werden, was die eigentliche Tat – nämlich Mord aufgrund des Geschlechts des Opfers – stark verharmlost. Kathrin Flach Gomez stimmte ihr zu und nannte diese Art der Berichterstattung frauenfeindlich. Alle Beteiligten stellten außerdem fest, dass Frauenbilder und Abhängigkeitsmechanismen in Spielfilmen romantisiert werden.

Sanne Kurz, selbst Filmemacherin, führte an, dass über die Hälfte der Studierenden an Kunsthochschulen Frauen seien, über drei Viertel der Fördermittel jedoch an Männer gingen. Sie betonte, dass es wichtig sei, in Zukunft mehr Wert auf Vielfaltskriterien im Film zu legen und mehr Geschichten von Frauen einzubringen. Abschließend fasste Schwamberger die Erkenntnisse folgendermaßen zusammen: Die Medien seien zwar Teil des Problems, die Hauptursache aber sei das in der Gesellschaft verankerte Rollenbild.